Sonntag, 22. August 2010

Das Umerziehungslager

Das Umerziehungslager


Im Jahre 2014 herrschen in Deutschland wieder Zucht und Ordnung.

2010 verabschiedet der Bundestag ein neues Gesetz um die Krawalle der Straße endlich, zu beenden. Jugendliche, die bei Gewalt, Zerstörung oder anderen Straftaten auf der Strasse erwischt werden, sollen in 6 Monaten Umerziehungsmaßnahme Läuterung erfahren.

Das Gesetz finden viele Befürworter. Die Gegner werden wie immer gleich aus der Öffentlichkeit verbannt.

Die Idee nach amerikanischem Vorbild scheint gut durchdacht, doch die Umsetzung endet im Fiasko.

Die Sterblichkeitsrate in den Umerziehungslagern ist extrem hoch, außerdem sehen sich viele Familien angesichts der enormen Preissteigerungen der letzen Jahre nicht mehr in der Lage, die Beerdigungskosten zu tragen.

In einer weiteren Gesetzesanpassung wird beschlossen, Verstorbene auf einem anonymen Friedhof auf Staatskosten zu bestatten.

Die Öffentlichkeit scheint diese Umstände wenig zu interessieren. Dieser Schein aber trügt!

Immer mehr Menschen versuchen sich der totalitären Ordnung zu entziehen.

Im Jahre 2012 wird das Gesetz erweitert um den Passus, jede Person kann ohne Angabe von Gründen in ein Umerziehungslager gesteckt werden.

Zwei Jahre später scheint die innere Ordnung wieder geschaffen. Arbeitslose sind wieder bereit für zwei Euro die Stunde zu arbeiten. Die Presse hat sich schnell auf einen regierungsfreundlichen Kurs eingestellt.
Warum? Ein Großteil ihrer Schreiberlinge ist aus den Umerziehungslagern nicht zurückgekommen.

Am 30. Januar2014 trifft es auch den Schriftsteller, Ralf Berger. In seiner Post liegt ein Schreiben vom Innenministerium. Ludmilla Berger öffnet den Brief schweren Herzens. Sie spürt förmlich die Gefahr, die von diesem Kuvert ausgeht.
Den Brief lesend sackt sie auf den Stuhl. Ralf Berger findet seine Frau apathisch vor sich hinstarrend auf dem Stuhl sitzend vor.
„Ist Dir nicht gut, Ludmilla.“ Die Deutschrussin aus Sibirien reicht Ihrem Mann wortlos das Schreiben.
Dessen Gesicht wird beim Lesen der Zeilen kreideweiß.
„Hiermit wird angeordnet, der deutsche Staatsbürger Ralf Berger hat sich am 01. Februar, 7.30 Uhr, auf dem Busbahnhof einzufinden, zwecks Abtransport in das Umerziehungslager Westerwald.“
Ralf liest den Brief dreimal. „Warum Westerwald? Es gibt doch ein Lager im Hochwald!“
Ludmilla schaut ihn mit weitaufgerissenen Augen an, schlagartig ist sie wieder in dieser Welt.
„Mein Gott, Ralf, die wollen nicht dein Überleben, die wollen deinen Tod. Du wirst sterben, Deine Bronchitis macht da nicht lange mit. In der Nacht die Kälte, nach wenigen Tagen klamme Kleidung. Keine richtige Nahrung, Du kriegst da bestimmt kein gutes Essen. Wir müssen raus aus Deutschland. Heute noch!“
Der Autor lässt den Brief in seinen Händen zu Boden fallen, geht auf die Knie vor seiner Frau und legt den Kopf auf ihren Schoss.
„Ludmilla, meine kleine russische, ungestüme Wildkatze, die lassen uns nicht mehr raus. Ich muss wohl oder übel in das Lager.“
Der Frau rinnen Tränen über die Wangen hinab in zum Hals. „Ist es wirklich schon zu spät? Das überlebe ich nicht!“
Ralf hebt seinen Kopf und gibt ihr einen Kuss.
„Mein blonder Engel, es ist doch nur ein halbes Jahr.“

„Ein halbes Jahr in Liebe ist nur ein Vierteljahr, die Tage des Glücks fliegen dahin im Rausch der Gefühle. Ein halbes Jahr in einem Lager zählt mindestens dreimal so lang. Du wirst nach einiger Zeit den Tag deiner Geburt verfluchen, ein paar Wochen später um Erlösung bitten. Am Ende tragen sie dich mit den Füssen nach vorne heraus, verscharren dich auf ihrem anonymen Friedhof.“

Ralf beginnt hemmungslos zu heulen.
„So etwas darfst du nicht einmal denken. Jede Sekunde und jede Minute werde ich nur an dich denken, deine Liebe wird mir die Kraft geben, dieses Lager zu überstehen.“
Ludmilla lächelt ihn an. „Ja, auch ich will jede Sekunde und jede Minute nur an dich denken. Jeden Tag werde ich für dich mein Gebet halten und es soll immer eine Kerze brennen bis zu deiner Rückkehr.“

Am 1. Februar um 7.30 besteigt Ralf den Bus in das Umerziehungslager Westerwald. In einem Koffer hat er seine Wäsche und ein paar Erinnerungsstücke gepackt.
Der Anblick des Umerziehungslagers erschreckt ihn, alles umzäunt zusätzlich mit Stacheldraht gesichert und um die Außenanlage drehen Wächter mit ihren Wachhunden ihre Runden.

In einer Baracke für Neuankömmlinge wird ihm schnell der Wert seines Lebens bewusst. Sie nehmen ihm seinen Koffer und seine Kleidung am Körper ab, stattdessen bekommt er eine Einheitskleidung verpasst. Beim Verlassen der Baracke erhält er Essgeschirr, einen Schlafsack, zwei Wolldecken, mit dem Hinweis Ersatz gibt es keinen.

Vor der Baracke sammeln sich langsam Menschen, denen das gleiche Schicksal bevorsteht.
Neben ihm steht ein Mann und grinst ihn an.

„Gestatten Dr. Simon Bernstein, Frankfurt.“ Ralf schüttelt seine Hand. „Ralf Berger, Schriftsteller.“
In ihrer Nähe steht ein Wächter und brüllt los.
„Ihr, zwei Arschgesichter vortreten, aber dalli.“
Ralf Berger zeigt auf seinen Nachbarn und sich.
„Meinen Sie uns?“
„Wen den sonst, Ihr Arschgesichter!“
Die beiden Männer treten vor und stehen nun direkt vor dem Uniformierten. Der zeigt auf Berger.
„Was ist dein Beruf, Arschgesicht?“
Dr. Bernstein antwortet. „Der ist Schriftsteller.“
Das war keine kluge Handlung von ihm. Der Wächter schwingt einen Elektroschocker vor seinem Gesicht.

„Habe ich dich Arschgesicht etwas gefragt? Du hast hier nur das Maul aufzumachen bei einer direkt an dich gerichteten Frage, ansonsten gilt hier für alle Insassen Redeverbot. Verstanden, Arschgesicht! Wer hier nicht pariert bekommt eine Extraladung von mir verpasst, danach läuft es wie geschmiert mein Freund.“

Der Wächter heißt die Neuankömmlinge, sich in einer Reihe aufzustellen.

„Damit Ihr, trüben, minderwertigen Kreaturen gleich klar seht. Wir sind hier kein Vergnügungspark, hier wird aus Abschaum eine verwertbare Masse Mensch gemacht. Ihr alle werdet dieses Lager verlassen als neue Menschen. Ich erwarte zur Abwechslung unter euch keine Schwächlinge, die hier eingehen wie die Primeln. Beißt eure Hinterbacken zusammen. Werdet endlich Mal Männer, Ihr Haufen voller Waschweiber. Mein Name ist Meier und Ihr habt mich anzureden mit. Jawohl, Herr Meier. Ist das klar!
Weil Ihr ja, da oben in den Köpfen, ein wenig unterbelichtet seit, üben wir das. Wie heißt es Berger?“

Ralf Berger brüllt aus Leibeskräften, vor seinen Augen das zarte Bild seiner geliebten Ludmilla.
„Jawohl, Herr Meier.“
Das beeindruckt, Herrn Meier, gewaltig und stimmt ihn gleich lammfromm.
„Schau an, geht doch! Okay, du bist kein Schreiberling mehr und deshalb kommst du auch nicht in die Zelte der Schreiberlinge. Du kommst zur Strafe in das gleiche Zelt, wie dieser Blödmann aus Frankfurt neben dir."
„Wie heißt es Arschgesicht?“
Dr. Bernstein nimmt sich zusammen und brüllt laut.
„Jawohl, Herr Meier.“
„Ich teile euch jetzt die Zelte zu, Ihr könnt euch dort häuslich niederlassen. Um 18.00 Uhr gilt es für euch Fraß fassen und danach ab ins Bett. Morgen beginnt dann der wahre Ernst des Lebens.“

In den großen Mannschaftszelten ist jeweils Platz für zwanzig Personen. Das erleichtert beim Abzählen die Arbeit. Es müssen immer zwanzig sein. Die Toten werden durch Neuankömmlinge ersetzt.

Berger und Dr. Bernstein bekommen ein Feldbett nebeneinander. Ralf setzt sich auf sein Bett und blickt sich in dem Zelt um.

„Das kann heiter werden die nächsten Monate.“
Dr. Bernstein setzt sich ihm gegenüber.
„Weshalb haben Sie dich in dieses Lager gesperrt?“
Ralf zuckt mit den Schultern.
„Ich habe wahrscheinlich zu häufig meine Meinung geschrieben.“
„Findest du es richtig, wegen einer Meinung weggesperrt zu werden? Das sind schlechte Zeiten in denen ein Schriftsteller nicht mehr seine Worte schreiben darf.“
Ralf nickt. „Weshalb wirst du erzogen?“
„Ich bin Oberarzt an einem Klinikum und ich war so dreist den Ärmsten der Armen zu helfen.“
„Quatsch! Du redest jetzt Unsinn, also die Wahrheit musst Du schon sagen.“
„Es ist die Wahrheit mein Freund, die brutale Wahrheit. Ich habe einen Schwur geleistet als Arzt zu helfen und die Krankenkassen untersagen uns, zu helfen.“
„Das ist doch nicht dein Ernst.“
„Doch, wenn ich es dir doch sage. Die Krankenkassen zahlen eine ganze Menge an Therapien nicht mehr und die Medikamente werden auch abgestuft. Bist du kein Privatpatient oder einer mit vielen Zusatzversicherungen ausgestatteter Pflichtversicherter bekommst du eine ganze Menge an Behandlungsmöglichkeiten vorenthalten.“
Ralf schaut ihn erstaunt an. „Das habe ich noch nicht so genau mitgekriegt.“
„Ich bin hier, weil ich nach meinem ärztlichen Gewissen gehandelt habe. Jetzt haben sie mich am Hintern und die Zeit hier werde ich kaum überleben.“
„Du darfst erst gar nicht so denken, ich denke immer an meine Ludmilla. Ich werde hier lebend mit hocherhobenem Kopf herausgehen. Wir werden hier überleben, ich helfe dir.“
Dr. Bernstein schaut ihn interessiert an. „Du weißt schon, du bringst dich unnötig in Gefahr.“
Ralf reicht ihm die Hand. „Schlag ein mein Freund wir, werden überleben.“ Sie besiegeln ihren Pakt und fühlen sich augenblicklich stärker.

Die nächste Zeit wird für sie hart. In der Kälte des Februars, der Witterung ausgesetzt, müssen sie sinnlose Gräben ausheben. Sie fragen nicht warum, sie tun es einfach. Das Essen ist mehr als schlecht, doch es ist warm. Die Wärme des Essens gibt ihren kalten, steifen Gliedern wieder neues Leben. Es stimmt eine warme Mahlzeit wärmt von innen, sei sie auch noch so schlecht. Der Mensch ist ein Gewöhnungstier.

Trotz des Schreibverbots gelingt es Ralf, an Papier und einen Kugelschreiber zu kommen. Einen vermeintlichen sicheren Platz findet er auch. Hinter der Kantinenbaracke scheint ein sicherer Ort zu sein, zumindest schaut fast nie jemand vorbei.
Er bleibt nicht lange an diesem Ort alleine, bald schon gesellt sich Dr. Bernstein zu ihm. Im Schein einer schlechten Beleuchtung schreibt Ralf Berger einen neuen Roman. Er schreibt über das Leben in diesem Lager, die Menschen, ihre Schicksale und das Ende.

Fast jeden Tag müssen sie Tote bestatten. Er hat es zusammen mit Dr. Bernstein gepackt, in die Friedhofstruppe aufzusteigen. Aufstieg?

Gemessen an dem was die Anderen an Aufgaben bewältigen müssen, ist die Arbeit auf dem Friedhof noch als angenehm zu bezeichnen. Sie müssen die Gräber von Hand ausheben, die Leichen in Holzkisten legen. Die Holzkisten in das Grab herablassen und anschließend wieder zu schaufeln.
Ein Ingenieur in ihrer Truppe hat ihnen einige Arbeitsabläufe durch einfache Hilfsmittel erleichtert. Der große Vorteil bei dieser Arbeit sind die längeren Pausen.
Herr Meier lässt sie weitestgehend freischalten und walten.

Das sieht für den Rest der Truppe anders aus. Ein Großteil muss Steine klopfen wie im Mittelalter.

Am härtesten trifft es den Straftrupp. Die armen Schweine müssen ständig die Toilettenhäuschen umsetzen und die Scheißgruben entleeren. Da bleibt es nicht aus, dass sie zuweilen in dem Zeug sprichwörtlich baden gehen.

Im Grunde stellt sich die Frage war diese Umerziehung eigentlich sinnvoll? Nur die Insassen sind am Abend viel zu müde und kaputt um noch zu denken.
Ralf hingegen kommt mit dieser Lebenssituation viel besser zurecht, als er anfangs zu glauben wagte. Er hat am Abend immer noch Elan zum Schreiben, auch nach vier Monaten ist er noch dazu in der Lage.

An einem Samstagabend fliegt sein Versteck auf.
Er sitzt wieder einmal hinter der Baracke und ist mitten in das Gespräch mit Simon vertieft, da kommt doch tatsächlich jemand um die Ecke.
Sie riechen den Rauch einer Zigarette, doch zur Flucht ist es zu spät. Dr. Bernstein sitzt wie angewurzelt auf einer Holzkiste und Ralf bringt es nur noch fertig aufzustehen.

Sie blicken auf den Mann, der so plötzlich vor ihnen steht.
Der Küchenmeister, der dicke Dörr, steht lässig die Zigarette in der Hand haltend in zwei Meter Entfernung.
Sein Vollmondsgesicht beginnt zu grinsen.

„Na Jude, hast du dir in die Hose geschissen?“
Dr. Bernstein ist fassungslos, bislang hat niemand in dem Lager bemerkt, das er ein Jude ist. Er schaut von seiner Kiste hinüber zu dem großen Mann.
„Woher wissen sie das ich ein Jude bin?“
„Mann, kannst mich schon duzen, Simon. Ich verrate dich schon nicht. In deinem Gesicht steht die Angst, außerdem heißt du Simon Bernstein. Ich meine ich bin nicht so helle im Kopf wie ihr, aber ein bisschen was kann ich mir schon zusammenreimen.“

Er schaut interessiert auf das Papier in den Händen von Ralf. „Mann, Schreiberling du bist noch blöder als die Polizei erlaubt. Wie kannst du unter den Kameras schreiben, die kriegen es doch mit. Fragt sich, wann sie dir deinen Roman aus den Händen holen.“
Ralf schaut irritiert zu Simon, dann zurück in das Vollmondsgesicht. „Was für einen Roman?“

„Du Armleuchter, die halbe Küche hat den schon gelesen und vor Lachen flachgelegen.“
Ralf sieht vor seinen Augen langsam Ludmilla entschwinden. Er denkt. – Tut mir leid mein Liebling, fast hätte ich es geschafft. Jetzt ist wohl alles vorbei. –

Küchenmeister Dörr grinst. „Scheißt ihr euch also doch in die Hosen?“
Dr. Bernstein sagt ganz leise und gelassen.
„Wir zwei halten zusammen und gemeinsam stehen wir auch den Rest dieser Geschichte aus.“
Dörr nickt zustimmend. „Das glaube ich auch, ihr zwei habt aber auch einen Dusel, kaum zu glauben, aber die Kameras hier in den Ecken sind Außerbetrieb. Die haben kein Geld für Ersatz, also wird der Anschein erweckt als funktioniere die Überwachung. Simon eigentlich sitzt du auf meiner Holzkiste, von mir aus bleibe ruhig sitzen.“
Ralf steht immer noch das Papier in den Händen nicht wissend, wie es weitergehen wird.

Der Küchenmeister lehnt sich gegen die Wand.
„Ralf, deinen Roman da hinten in die Blechdose zu stecken war nicht besonders intelligent. Die Behälter werden normalerweise regelmäßig entsorgt. Dein Behälter wäre auch fast abhandengekommen, hätte nicht einer meiner Jungs was gemerkt. Tja, Leute, so haben wir den Roman gefunden. Jetzt fragt ihr euch sicher: Warum haben die uns nicht verpfiffen? Gute Frage, das hat uns eben gefallen. Wir haben abgestimmt und entschieden, das Zeug da wird gedruckt. Ihr werdet in zwei Monaten entlassen, dann schaffen wir euch das Buch raus und ihr verlegt es im Ausland. Wir wollen dafür keine Gegenleistung, außer du erwähnst uns aus Dankbarkeit als deine Helfer.“

Ralf nickt zustimmend.
Dr. Bernstein hat dagegen einen Einwand vorzubringen.
„Das ist lobenswert, keine Frage. Nur habt ihr auch die Folgen für euch selbst bedacht?“
Küchenmeister Dörr schaut ihn überrascht an.
„Was willst du damit sagen?“
„Überlege doch Mal, am Ende findet ihr euch im Umerziehungslager auf der anderen Seite wieder.“

Der Küchenmeister nickt. „Soweit habe ich noch nicht gedacht. Lass uns lieber bei der Sache außen vor. Ehe ich es vergesse, kein Wort zu niemandem, verstanden.“
Ralf und Simon nicken bestätigend. Der Küchenmeister begibt sich zurück in seine Baracke.

Dr. Bernstein hingegen atmet auf.
„Jetzt glaube ich doch an Wunder. Wir schaffen es, wir kommen hier wieder raus.“
Ralf grinst. „Ich sage doch meine Ludmilla, die hilft mir.“
Simon klopft ihm auf die Schulter.
„Das muss eine große Liebe sein, nur eine große Liebe kann über eine solche Entfernung so große Kraft haben.“

Im Monat Mai sind die Todesfälle bereits rückläufig gewesen und Juni und Juli bescheren ebenso auf dem Feld der Toten eine eher geruhsame Arbeitszeit.

Am 31. Juli lässt Herr Meier, seine Truppe antreten.
„Leute ihr enttäuscht mich, wieder einmal hat es eine Gruppe nicht gepackt, vollständig entlassen zu werden. Das Positive daran ist, zum ersten Mal sind es so viele wie nie zuvor, die hier wieder rausgehen. Merkt euch für euer Leben in der Zukunft. Haltet euch an Gesetz und Ordnung! Macht die Arbeit, die ihr zugeteilt bekommt! Ich will keinen, aus eurem Sauhaufen, hier wiedersehen verstanden. Und jetzt ab in die Baracke zum Ankleiden und dann beginnt wieder das Leben für euch. Wegtreten!“

Die ganze Gruppe brüllt. „Jawohl, Herr Meier.“

Dr. Simon Bernstein und Ralf Berger besteigen ihren Bus nach Hause. Sie sitzen schweigend nebeneinander, versuchen die Vergangenheit zu verarbeiten. Ihren möglichen Platz in der Zukunft zu finden.

Da rollt plötzlich eine große Blechdose durch den Bus.
Dr. Bernstein stoppt sie mit dem Fuß, hebt sie auf und reicht sie Ralf. Der nimmt den Deckel ab, in der Dose liegen die handgeschriebenen Seiten seines Romans.

2015 Ludmilla und Ralf Berger leben in der Schweiz. Der Roman wird nach erscheinen im Handel ein Bestseller.

Prof. Dr. Simon Bernstein lebt ebenfalls in der Schweiz, er ist dort Chefarzt an einer Universitätsklinik.

Ralf und Simon sind Freunde für ein Leben geworden, so besehen hatte das Umerziehungslager doch eine gute Seite.
Verschwiegen werden sollte nicht die traurige Bilanz der Toten und Psychischkranken.

Am Ende bleibt die Frage: Welchen Erfolg hat eine solche Welt?


Vom Autoren des Romans „ Das Chaos
© Bernard Bonvivant

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